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Wir stecken derzeit in der kollektiven Krise. Die Welt dreht sich gerade anders als sonst, aber sie dreht sich. Wie in persönlichen Krisen. Man selbst steckt im Tief und die Welt dreht sich weiter. Doch, nach der Krise ist nichts wie vorher. Die Menschen reagieren unterschiedlich darauf. Und doch hat sie oftmals etwas Hilfreiches und Gutes. Das kann man allerdings erst sehen, wenn die Krise überwunden ist.

Die Krise aushalten

Die Corona-Krise legte für Tage das gesamte Leben lahm. Viele Menschen sind plötzlich auf sich selbst gestellt. Abwechslung und Ablenkung im Außen fehlen plötzlich. Nicht die Arbeit strukturiert das Leben, man selbst ist gefordert. Nun zeigt sich, wer diesen Zustand aushält und wer innerlich „durchdreht“, wer besonnen, in sich selbst ruhend oder wer hektisch und mit blindem Aktionismus reagiert. Viele Menschen sehnen sich nach einer Rückkehr in ihren „normalen“ Alltag. Es ist wie eine Einladung zur Angst. Viele sind innerlich angespannt und nervös. Zum Glück ist aber die Zahl der Besonnenen größer.

Genauso geht es Menschen, die plötzlich von einem Moment auf den anderen in Krisen geraten. Dieser Moment kann kurz sein, wie durch einen Unfall, eine lebensbedrohliche Diagnose oder Gewalt. Manchmal zieht sich dieser Moment aber auch länger hin, wie Mobbing oder anhaltende Umstrukturierung. Die Krise tritt für beide gefühlt plötzlich ein.

KriseAls ich noch bei Karstadt war, lief die Unruhe über Wochen, doch als der Moment der Insolvenz eintrat, war es für viele Menschen wie ein plötzlicher Schlag. Genauso ging es mir als ich nach und nach merkte, daß ich möglicherweise Opfer des DDR-Sport-Zwangsdoping wurde. Ich ahnte es schon länger, doch als es klar war, traf es mich, unerwartet, wie ein Schlag. Von einem Tag auf den anderen war nichts mehr wie vorher. Ich sah in diesem Moment keine Zukunft mehr. Auch wenn man es eben fürchtet, wahr wird es erst im Moment, wo man es begreift.

Und dann ist die Krise für jeden der größte Tiefpunkt seines Lebens. Denn jeder Mensch empfindet seinen Umstand als den Bedrohlichsten. Unerwartet taucht Sorge um die eigene Gesundheit auf. Der fehlende Kontakt zu Freunden, Verwandten und Kollegen und das gefühlte Eingesperrtsein zu Hause machen vielen Menschen dann zu schaffen. Viele Klienten berichten, daß aufgrund der sozialen Isolation Einsamkeit für sie zum echten Problem wird. Oder die fehlende Struktur, möglicherweise die Angst um den Arbeitsplatz, diese lähmende Ungewissheit regen zum ständigen Grübeln an und belasten.

Aktionismus versus Besonnenheit

Spannend ist, wie die Menschen mit diesen, neuen Umständen umgehen. Die einen sitzen da, trauern, sind ruhig und in sich gekehrt. Sie müssen erst einmal alles begreifen, lesen, informieren sich und überdenken alles. Sie versuchen mit Besonnenheit die Dinge richtig anzupacken und die Veränderung auf neue Beine zu stellen.

Auf der anderen Seite sind da Menschen, die voll Aktionismus irgendetwas tun müssen. Manchmal fast, egal was. Das ist oft unberechenbar, Hauptsache „anders“. Übersprunghandlungen (in einer Konfliktsituation auftretende Handlung oder Verhaltensweise ohne sinnvollen Bezug zu dieser Situationwie aktuell Hamsterkäufe oder besonders viel backen oder sauber machen werden als Ausgleich für die Zwangsruhe genutzt. Sie müssen sich beschäftigen, sie schmieden Pläne, sie zetteln Diskussionen an, sie sind aktiv. Wer nur Panik hat, kann vielleicht mit diesen 150 Corona-Anti-Panik-Tipps von meinem Kollegen Roland Kopp-Wichmann den Weg aus der Krise finden.

Viele Menschen suchen dann auch nach Neuem. So lassen manche Patienten nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt ihr altes Leben plötzlich hinter sich. Sie schmeißen ihren Job hin, machen eine Weltreise. Auf den ersten Blick sieht das Zweite produktiver aus. Doch, sie unterschätzen, daß eben nichts mehr so ist wie vorher. Eine Krise hinterlässt auch persönliche Spuren. Sie verändert die Persönlichkeit, das Zusammenleben mit anderen. Zudem ist die Seele des Betroffenen stark belastet. Denn das Leben, was bisher völlig normal war, ist mit einem Schlag weg. Dadurch zerbricht auch im Innern etwas. Da kommt ungeahnte Wut hoch oder Enttäuschung macht sich breit. Die Klienten leiden, sie fühlen sich wie aus dem Takt.

Bei mir kam beispielsweise plötzlich Existenzangst auf. Ich kannte vorher Angst nicht. Damit muß man erst einmal umgehen. Denn auch ich war blinder Aktionist und wurde irgendwann auch von meinen Gefühlen eingeholt. Man spürt die Unruhe, Taktlosigkeit mit der man vielleicht auch andere überrannt hat.

Und dann ist es wie ein zweiter Schlag, eine zweite Krise, die dann noch schlimmer ausfallen kann, denn der Körper reagiert meist mit starken Schmerzen auf diese unterdrückten Gefühle. Denn nur der Körper kann diese Menschen zur Ruhe bringen. Bei manchen Menschen braucht es leider noch mehrere Herzinfarkte, Bandscheibenvorfälle, chronische Bronchitis, bevor sie sich endlich stellen und sich Unterstützung suchen und ins Coaching kommen.

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Krisen bringen Ratschläge

Außenstehende haben mit beiden Reaktionen große Schwierigkeiten. Es kommt ihnen so vor, als habe der  in der Krise steckende den Zugang über die Gefühle oder sogar die Kontrolle über das Leben verloren. Sie sehen von außen auf die Situation und können leichter eine vermeintliche Lösung sehen. Für sie wirken die Betroffenen völlig verdreht. Sie meinen dann, daß sie es besser wissen als der Betroffene. Auch für sie ist die Situation nicht auszuhalten.

Die Aktiven geben dann meist „ungebetene“ Ratschläge:

  • „Das ist doch alles gar nicht so schlimm!“,
  • „Nun, reiß Dich doch mal zusammen!“,
  • „Mach das doch mal so und so..!“
  • „Du brauchst doch nur …. zu tun!“

Es sollen Aufmunterungen sein, doch es sind harte Schläge. Meist halten sie es nicht aus, daß ihr Freund oder geliebter Mensch Schmerzen hat und in der Krise steckt. Sie wollen sie/ihn davon befreien, es weg haben. Sie können sich einfach nicht in den anderen hineinversetzen, um ihn zu verstehen. Oft wollen sie es auch gar nicht fühlen, weil sie selbst Angst davor haben. Damit kann der Rat auch das Problem verschärfen.

Ratgeben stützt das eigene Selbstbewusstsein und die Motivation. Indem wir anderen Ratschläge geben, fühlen wir uns selbst besser. Natürlich nicht bewußt. Das Gefühl vom Helfen können schwingt unbewußt dabei mit. Leider ist das nicht der Sinn der Freundschaft oder Liebe. Es würde reichen, wenn man versucht, den Menschen zu verstehen, der in der Krise steckt. Trost ist also viel angebrachter und einfach da zu sein. Oder Bestätigung, daß derjenige sich auf den Weg gemacht hat und echte Unterstützung durch Abnehmen von unangenehmen Dingen. Und ganz wichtig: ZUHÖREN!, nur zuhören.

Ratschläge sind zudem nicht gut, weil sie verhindern, daß der Mensch, der in der Krise steckt, über sich und seine Situation nachdenkt. Die vermeintliche Lösung erschlägt somit das Problem. Man bracht sich jetzt nicht mehr aus der Komfortzone bewegen und seinen eigenen Weg finden. Denn, wenn wir einen Rat geben, wünschen wir uns auch insgeheim, daß so gehandelt wird. Es weckt also auch Erwartungen in uns selbst. Damit sind Kommunikationsprobleme vorprogrammiert. Denn wenn nach einer Weile nichts passiert sind, sind wir enttäuscht und verärgert. Warum hat es nicht funktioniert?

Die meisten Veränderungen dauern lange. Druck hilft nicht, daß es schneller geht. Jeder braucht seine Zeit, seinen ganz persönlichen Weg zu finden. Man kann eben niemanden ändern, derjenige muß es ganz allein tun in seinem eigen Tempo. Was kann man aber dennoch tun? Wichtig ist es zum Beispiel, dem Betroffenen nach wie vor die Entscheidungen zu überlassen, ihm das Gefühl zu geben, Kontrolle im Leben bewahren zu können. Jedoch kann man auch die eigenen Gefühle ausdrücken. Beispielsweise:

  • Mir tut es sehr weh, Dich so zu sehen!
  • Es fällt mir schwer, auszuhalten, daß Du Dich so quälst!
  • Manchmal fühle ich mich so hilflos, daher mische ich mich ein!

Oder auch den anderen fragen:

  • Ist das richtig, was ich tue?
  • Brauchst Du mehr Freiraum / Unterstützung? Wie / Welche?
  • Womit kann ich Dir wirklich helfen?
  • Reicht meine Unterstützung aus? Was wünscht Du Dir?

Aber Vorsicht, bitte auch hier kein Druck ausüben. Meine Mutter sagte immer: „Ich mach mir solche Sorgen, ich kann nachts nicht schlafen!“ Das hat mir solch großen Druck gemacht, so habe ich immer weniger von mir erzählt. Wer will schon seinen Eltern schlaflose Nächte bereiten?

Wo ist mein altes Leben?

Nach der Krise ist nichts mehr wie vor der Krise. Gerade in persönlichen Krisen, aber auch in der derzeitigen Situation ist es so wichtig, runterzukommen, zu trauern, die Situation auszuhalten. Denn, wer es in Ruhe erträgt und fühlt, hat die Chance, daraus gestärkt und mit einer echten Veränderung herauszukommen. Das erfordert aber eine ernsthafte Entscheidung, denn Veränderung tut weh.

Krise

Erst wenn wir tief in einer Krise stecken, stellen wir uns, oft zum ersten Mal in unserem Leben, den entscheidenden Fragen:

  • Was treibe ich hier eigentlich?
  • Wie konnte es soweit kommen?
  • Was ist jetzt der richtige Weg hier heraus?
  • Will ich das wirklich, was ich hier lebe?
  • Kann ich dieses Leben so noch führen?
  • Könnte es sein, dass ich das hier alles völlig unbewusst selbst erschaffen habe?
  • Könnte ich mich für einen neuen Weg entscheiden?
  • Wie werden wir zukünftig zusammenleben?
  • Wie kann ich mir und meinem Herzen jetzt endlich treu sein?

Wenn wir mitten in einer Krise stecken, können wir ihren Sinn noch nicht sehen. Eine Krise und Sinn? Ja!  Die Erfahrung aus meinen Coachings zeigt, daß erst wenn die Krise ein paar Jahre zurückliegt, die meisten Menschen erkennen, warum sie so wichtig und sinnvoll für sie war. Sie haben sich auf die Sinnsuche begeben. Manchmal ist eben Annehmen alternativlos.

Ich kann es heute bestätigen. Für mich war es das Beste, was mir passiert ist. Es hat mein Leben völlig durchgerüttelt, verändert, mich verändert. Und das ist gut so. Ich bin heute viel ausgeglichener, gelassener. Ich habe in der Krise meine Glaubenssätze in Frage gestellt, Selbstliebe gefunden und mein Verhältnis zu meiner Familie hat sich sensationell ins Positive verändert. Von Kontaktabbruch keine Spur und das ist gut so! Und ich habe damals für mich Wege aus der Isolation gefunden. Gemeinsam mit meiner Freundin habe ich nach und nach mein Lachen wieder gefunden. Es hat mich sehr befreit. Und ich gehe weiter meinen Weg, andere Menschen durch mein Coaching zu unterstützen.

So macht mir derzeit die Corona-Krise vielleicht weniger zu schaffen wie anderen. Auch wenn es nicht toll ist. Existenzangst habe ich heute nicht mehr, denn ich weiß, daß es weiter geht, anders als vorher, vielleicht mit weniger Komfort, aber es geht weiter. Ich vertraue in mein LEBEN!

Krisen schütteln uns durch und sie rütteln uns wach. Wer darauf hört und sich dem stellt, kann wirklich etwas verändern. Krisen können also dazu dienen, daß man innehält und sich selbst reflektiert. Denn wenn wir Verantwortung für unser Leben übernehmen, öffnet sich DIE Tür in ein neues, anderes Leben. 

Ich wünsche Ihnen von Herzen, daß Sie diese Tür bald sehen und öffnen können! Wenn Sie jemanden benötigen, der mit Ihnen einmal ganz anders auf Ihre Situation schaut, melden Sie sich. Gern können wir im 3-Stunden-Coaching auf Ihre Situation schauen. Oder wir klären es per Telefon oder online. Ich freue mich auf Sie!

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