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Das Gefühl von Einsamkeit erlebt jeder Mensch irgendwann in seinem Leben. Doch viele Menschen sind gar nicht einsam sondern oft allein. Das ist ein Unterschied. Nur, wer langfristig unter Einsamkeit leidet ist gefährdet, denn er sorgt dafür, daß sein Krankeitsrisiko steigt. Wie können Sie Einsamkeit vorbeugen oder aus der Einsamkeitsfalle aussteigen?

Einsamkeit oder Alleinsein?

Gerade in der dunklen Jahreszeit stellt sich bei vielen Menschen neben der Traurigkeit auch das Gefühl von Einsamkeit ein. Doch ist es wirklich Einsamkeit? Nein. Es ist das Gefühl allein zu sein und gerade von der Welt verlassen zu sein. Dieser Zustand hält meist nicht lange an. Wir alle haben ab und zu so ein Gefühl. Nur, wenn es dauerhaft auftaucht ist es Einsamkeit.

Viele Menschen denken, daß gerade alte Menschen sind. Ja, einige. Gerade ab 80 wird es schwierig, wenn Partner, Freunde nach und nach versterben. Doch viele Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens Einsamkeit. Beispielsweise erleben junge Menschen, wenn Sie von der Familie weggehen, vielleicht zum Studium, das erste Mal Einsamkeit. Sie müssen sich zum ersten Mal neue selbstgewählte Netzwerke aufbauen. Das schafft nicht jeder auf Anhieb.

Einsamkeit

Trennungen, Scheidungen, Jobverlust oder auch der berufsbedingte Umzug in eine andere Stadt kann zu Einsamkeit führen. Wer plötzlich die sozialen Bindungen verliert oder aufgeben muss und sich selbst nicht wohl fühlt und leidet, ist einsam.

Solche Ereignisse führen zu einer Erschütterung im Selbstbewusstsein. Man hinterfragt sich, zieht sich erst einmal zurück. Auch Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen erleiden Einsamkeit. Wer nicht mehr so kann, auch finanziell, zieht sich zurück.

Alleinsein

Alleinsein ist ein objektiver Zustand. Wir sind allein in einem Raum, im Büro, leben allein. Das bedeutet noch lange nicht, daß wir einsam sind. Viele Menschen vermeiden es um jeden Preis, allein zu sein, weil es sich nicht gut anfühlt. Deshalb schmieden sie unzählige Pläne, nur um von anderen Menschen umgeben zu sein. Sie haben Angst, sich allein zu fühlen und mit sich selbst im Stillen Zeit zu verbringen. Viele Menschen wollen sich nicht mit dem Alleinsein auseinandersetzen zu müssen, sie ertragen die Stille nicht.

Mir ging es auch so, manchmal sogar heute noch. Ich kann beispielsweise am Besten meditieren, wenn viele Menschen um mich sind. Allein, zuhause ist es für mich oft noch schwierig, ich tue alles Mögliche, damit ich dafür keine Zeit habe, ein Selbstbetrug, ich weiß. Bald gelingt mir das auch noch, Schritt für Schritt. 

Und hier kommt der große Unterschied: Alleinsein kann auch etwas ganz Tolles sein. Ein Spaziergang in Stille am Meer oder im Wald macht den Kopf wieder frei. Ruhe in der Meditation schafft Ruhe im Körper und neue Inspiration und Ideen. Alleinsein schafft Raum. Für mich ist Alleinsein an sich kein Problem, nur alleine meditieren fällt mir schwer. Klarheit ist etwas ganz wichtiges, um zu erkennen, was wirklich in einem vor sich geht.

Soziale Isolation

Soziale Isolation ist objektiv. Menschen, die keinen Partner haben und kaum Freunde haben, sind sozial isoliert. Das heißt aber noch lange nicht, daß sie auch einsam sind. Viele Menschen, beispielsweise einige Introvertierte lieben die Isolation. Sie sind gern zurückgezogen. Ihnen reichen vielleicht die Eltern oder wenn sie mit Menschen im Büro zusammentreffen. Sie haben nicht das Gefühl von Einsamkeit.

Wie wird man einsam?

Einsamkeit ist das Gefühl, das wir verspüren, wenn wir uns nicht geliebt, beschützt oder geschätzt fühlen. Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl. Es entsteht, wenn soziale Bindungen fehlen. Wer sich ständig ausgeschlossen fühlt, wird einsam. Genauer definiert:

Einsamkeit bezeichnet die negative Empfindung, von anderen Menschen getrennt zu sein, wobei dieses subjektive Gefühl nicht zwangsläufig mit physischem Alleinsein und tatsächlicher sozialer Isolation zusammenhängen muss. (Stangl, 2019)

Erstaunlicherweise fühlen sich viele Frauen in der Partnerschaft sehr einsam. Sie fühlen sich falsch verstanden, nicht gesehen und ihre Erwartungen an den Partner sind oft sehr hoch. Daher erleben sie ständig Enttäuschungen. Zudem kümmern sie sich sehr viel und haben oftmals das Gefühl, zu wenig Anerkennung und Dank von ihrem Partner zu bekommen. Ein subjektives Gefühl, daß subjektiv Einsamkeit auslöst. Wer aber auch auf Dauer schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen, in Netzwerken macht oder gefühlt ständig Misserfolge erlebt, zieht sich zurück.

Wege in die Einsamkeit

Einsamkeit

Menschen mit hohen Erwartungen fühlen sich oft missverstanden. Sie glauben, dass sie im Leben anderer keine Rolle spielen. Dies verursacht bereits eine enorme Belastung. Das erzeugt negative Gedanken und die Gefühlslage wird immer schlechter. Zusätzlich neigen Betroffene dazu, sich selbst von anderen zu isolieren.

Einsamkeit kann auf Dauer krank machen. Durch die dauerhaft erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen erleiden viele Menschen erhöhten Blutdruck und das ist auch ein guter Nährboden für Entzündungen. Einsamkeit führt auch zu Schlafstörungen. Dauerhaft kann es dann in der Summe zu Depressionen führen. Depressionen sind meist auch wieder mit hohen Erwartungen an andere verbunden. Der Kreislauf ist da. 

In Zeiten als es mir richtig schlecht ging, war ich sehr einsam. Ich fühlte mich von vielen Menschen nicht verstanden. Ich spürte, daß sie mit meiner Erkrankung schwer umgehen konnten. Es fühlte sich sogar so an, als ob ich eine ansteckende Krankheit hätte. Wie gesagt, mein Gefühl. Ich zog mich daraufhin immer mehr zurück. In meinen Netzwerken war mir die Frage bei neuen Kontakten unangenehm, was ich denn gerade beruflich mache. Was sollte ich sagen? Burnout und Depressionen können also zu Einsamkeit führen.

Einsamkeitsregel

Menschen leiden unter ihrer Einsamkeit. Wann ist es aber nun wirklich Einsamkeit? Ein Maßstab, um herauszufinden, ob Sie einsam sind ist die Frage:

  • An wie vielen Tagen pro Woche fühlen Sie sich einsam?
  • An wie vielen Tagen leiden Sie unter dem Gefühl von Einsamkeit?

Wenn Sie regelmäßig mindestens einen Tag pro Woche einsam fühlen und Sie wirklich darunter leiden, sind Sie einsam.

Wer nicht mehr einsam sein will:

Akzeptieren Sie, daß Sie einsam sind. Ja, Leiden wollen wir alle nicht auf Dauer. Doch es bedarf erst einen hohen Leidensdruck bis wir es schaffen aus dem Teufelskreis herauszutreten. Irgendwann gibt es einen Punkt, wo man laut zu sich sagt: Und jetzt ist Schluß, jetzt pack ich es an! Leider kann niemand diesen Zeitpunkt vorher genau bestimmen. Doch ganz im Innern wissen wir schon lange, daß die Überwindung der Einsamkeit wieder eine höhere Lebensqualität bringt, wir sind nun mal soziale Wesen.

Trotzdem: Machen Sie Ihre Gefühle oder Ihre Laune nicht von anderen Menschen oder äußeren Umständen abhängig. Ja, wenn etwas unvorhergesehenes passiert ist das sehr schlimm, doch, Sie sind mehr. Ein Freund sagt immer: „Alles, was passiert, ist das Beste, was mir passieren kann!“ Lernen Sie, wieder anzunehmen, was ist.

Ich halte es ebenso für einen wichtigen Schritt, daß Sie sich selbst wieder Ihr bester Freund werden. Dazu gehört auch, sich erst einmal wieder richtig einzuschätzen. Es geht darum, sich selbst zu finden und Ihre Stärken, ja auch Schwächen zu sehen und zu akzeptieren. Es hilft, wenn Sie sich darüber im Klaren sind. Themen wie Selbstvertrauen, Selbstbild und natürlich auch Selbstliebe stehen jetzt an. Denn nur, wer mit sich im Reinen ist, kann auch wieder auf andere Menschen zugehen. Klären Sie aber auch Ihre Erwartungen an andere und prüfen Sie, wo Ihre Anteile an der Einsamkeit liegen.

Wichtig ist jetzt auch, daß sie Ihrem Leben wieder einen Sinn geben. Versuchen Sich sich an dem Thema Sinnfindung. Was möchte ich viel lieber jetzt tun? Oder was wollten Sie schon als Kind werden? Wie ist das heute vielleicht noch möglich? Gern können wir das auch gemeinsam tun.

Versuchen Sie, etwas für sich zu tun:

  • persönliche Aktivitäten
    • Nehmen Sie sich selbst wieder wichtig. Tun Sie etwas für sich. Ernähren Sie sich wirklich gesund? Probieren Sie doch einmal ein neues Rezept aus. Was wärmt Sie wirklich von innen? Entdecken Sie mal etwas Neues.
    • Finden Sie in einen geregelten Tagesablauf. Bringen Sie Struktur in Ihr Leben.
    • Vielleicht fällt es Ihnen leichter, sich über ein Hobby wieder an andere Menschen anzunähern. Für mich war hier die Fotografie und Instagram sehr wichtig. Was machen Sie wirklich gern? Wie können Sie das in einem größeren Kreis machen?
    • Mit Gleichgesinnten lässt sich viel leichter in Kontakt kommen.
    • Von mir aus können Sie auch über Social Media starten. Fangen Sie doch mal eine Unterhaltung über Twitter an. Suchen Sie sich Ihr Thema und reden Sie mit. Auf Dauer sollten Sie aber dann versuchen, diese Menschen auch im Offline-Leben zu treffen.
    • Fördern Sie mal wieder Ihre Kreativität. Eine Freundin hat kürzlich angefangen zu häkeln, das wollte sie schon immer mal tun. Inzwischen ist sie super kreativ darin.
    • Und natürlich wieder das Thema Achtsamkeit bzw. Meditieren. Zur Ruhe zu kommen und sich auf sich konzentrieren, das Alleinsein genießen, all das kann man lernen. Nach und nach und dann ist es auch weniger grau.
  • Alltagsaktivitäten
    • Schauen Sie doch heute mal beim Einkaufen einem Menschen in die Augen und lächeln Sie. Sie werden erstaunt sein, was passiert.
    • Oder gehen Sie doch mal wider spazieren am See, im Wald oder einfach nur um den Block.
  • Freizeitaktivitäten
    • Wie wäre es mal wieder mit Sport? Gibt es einen Verein in Ihrer Nähe oder ein Fitnessstudio?
    • Oder kochen Sie doch mal wieder mit jemanden zusammen. Auch hier gibt es Gruppen, wo man sich über das Thema finden kann.
    • Meine Nachbarin hat mit Yoga angefangen. Es ist inzwischen ein super Ausgleich für sie. Und das kann man auch gut in der Gruppe machen oder Events besuchen.

Viele dieser Dinge kann man auch machen, wenn es gerade finanziell eng ist. Es muss nicht immer das Teuerste sein, Spazieren gehen oder Fahrrad fahren kostet nichts. Und ob Sie Ihr Mittag allein essen oder mit jemanden anderen, das Zusammensein tut Ihnen gut.

Und zu guter Letzt, sprechen Sie mit jemanden über Ihre Einsamkeit. Vertrauen Sie sich irgendjemand an, der mit beiden Beinen im Leben steht und dem Sie vertrauen. Erklären Sie, was in Ihnen vorgeht. Wenn Sie es nicht schaffen, von allein aus der Einsamkeit zu kommen, suchen Sie sich professionelle Hilfe. Sie müssen keinen Tag länger einsam sein, treten Sie aus dem Teufelskreis. Gern können wir im 3-Stunden-Coaching darüber sprechen oder wir klären es per Telefon. Ich freue mich auf Sie!

Foto: gratisography-Fallen Teddy Bear Free Photo —By Ryan McGuire