040 63 64 36 20

Erwartungen, Wünsche, Forderungen an andere Menschen haben viele Menschen. Sie richten ihr Leben nach anderen aus und werden fast immer enttäuscht. Diese Enttäuschung führt zu weiteren Enttäuschungen und macht immer trauriger – ein Teufelskreis..

Erwartungen – Forderungen – Wünsche

In jeder Beziehung ist alles vorhanden: wir haben viele Wünsche, manchmal auch Erwartungen und gelegentlich fordern wir auch bestimmte Dinge oder Verhalten vom anderen. Ungesund wird es nur, wenn wir unsere ganzen Beziehungen davon abhängig machen, was andere Menschen für uns tun.

Dann, wenn wir ständig Erwartungen darüber haben,

  • wie die Dinge sein sollten,
  • wie andere Menschen um uns herum handeln sollten,
  • so behandelt zu werden, wie wir das wollen,
  • geliebt zu werden,
  • Anerkennung zu bekommen,
  • daß andere unsere Gedanken lesen sollen,
  • andere Menschen sein sollen, wie wir das wollen,
  • daß andere Menschen uns glücklich machen sollen,

wird es schwierig. Erwarten wir etwas, ist die Enttäuschung groß, wenn es nicht passiert. Viele Menschen verstehen dann nicht, warum der andere Mensch etwas nicht getan hat. Man selber würde es doch tun.

Erwartung beschreibt die Annahme …was ein anderer oder mehrere andere tun würden … oder andere billigerweise tun sollten (Wikipedia)

Gerade bei Menschen, die viel für andere tun, Menschen mit Helfersyndrom sind die Erwartungen oft sehr ausgeprägt. Sie gehen meist vom eigenen Verhalten aus, sie tun doch auch alles für andere und verstehen nicht, warum das nicht umgekehrt auch so ist. Aber Opferbereitschaft ist keine Liebe, keine Augenhöhe, keine echte Begegnung. Meistens sind diese Erwartungen unausgesprochen. „Die anderen müssen doch sehen, was ich gerade brauche!“ klagt der ein oder andere Klient im Coaching. Doch das Gegenüber weiß ja gar nichts davon. Daher ist es auch unmöglich, auf die Erwartungen einzugehen. 

ErwartungenMeist geht es sogar soweit, daß diese Menschen das erwartete Verhalten nicht nur ersehnen sondern sogar fordern. Wenn diese Forderungen dann nicht erfüllt werden, macht es nicht mehr nur traurig sondern ärgerlich oder sogar wütend. Zudem entsteht immer dieses Gefühl von Enttäuschung bis hin zum angegriffen sein. Sie werden zum Opfer des eigenen Verhaltens.

Es gibt also einen Unterschied zwischen Wünschen, Erwartungen und Forderungen. Es ist der Nachdruck und die Einstellung, daß Menschen ohne deren Erfüllung nicht weiterleben können. Wünsche können schon mal enttäuscht werden, das ist nicht so schlimm. Erwartungen müssen erfüllt werden und Forderungen erst recht.

Leider kommt es gerade bei Menschen der älteren Generation dazu, daß sie bestimmtes Verhalten erwarten, ja sogar fordern. Sie denken, sie haben einen Anspruch auf Erfüllung der Erwartung. Kennen Sie den Spruch: „Das gehört sich so!“ Sie fordern Regeln von Anstand, Respekt und das entsprechende Verhalten ein. Das macht das Zusammenleben manchmal sehr schwierig, weil sofort bei Nichterfüllung eine Abwertung erfolgt und der Druck spürbar ist.

Eine Ausnahme

Eine Ausnahme gibt es doch bei den Erwartungen: bei Versprechen, Verabredungen, Absprachen, Vereinbarungen, Verträgen. Hier gewährleistet die Erfüllung von Erwartungen Augenhöhe. Die „Vertragsparteien“ können erwarten, dass die eingegangenen Absprachen erfüllt werden.

Wer sich beispielsweise verabredet, kann erwarten, daß der andere pünktlich erscheint, die Verabredung einhält oder sich zumindestens meldet, wenn etwas nicht klappt. Das sind klare Regelungen, „Verträge“ des menschlichen Miteinanders. Es wurde etwas von 2 Parteien klar miteinander abgesprochen, verhandelt und beide Seiten können die Einhaltung erwarten. Hier ist die Erfüllung der Erwartung Respekt dem anderen gegenüber.

Enttäuschung – Ergebnis falscher Erwartungen

Erwartungen sind also eine Art Schwebezustand, der das Miteinander bestimmt. Wenn wir alles erwarten und am Ende nichts bekommen, kann es sehr frustrierend oder sogar verheerend Folgen haben. Erwartungen machen den Menschen einsam, klein und abhängig.

Erwartungen verursachen Enttäuschung, Enttäuschung verursacht Befürchtung, und Befürchtung ist ja wieder Erwartung.

Hape Kerkeling

Viele Klienten kommen zu mir mit dem Anspruch, daß der Partner, Eltern, Freund oder Bekannte gewisse Dinge für sie tun müsste. Und natürlich das auch noch gerne, denn sonst bräuchte sie ja gar keinen Partner. Sie wollen jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben. 

  • was sie wollen, 
  • daß sie traurig sind,
  • was jetzt passieren soll,
  • was sie brauchen,
  • wenn sie etwas geschenkt haben wollen,
  • was sie glücklich macht..

Wie oft wurden sie dann von andere Leute vermeintlich im Stich gelassen oder enttäuscht? Sie lesen schon, oft ist das ein weibliches Thema. Denn wir Frauen sind meist so erzogen, daß wir viel für andere machen und tun und erwarten das natürlich auch vom Partner oder Freund. Aber diese erwartete Gehorsamkeit ist keine Liebe sondern Pflichterfüllung.

Viele Frauen empfinden das als normales Verhalten und sind ganz überrascht, daß dieses Verhalten nicht „normal“ sondern überzogen ist. Letztlich erfahren sie aber nur, wie sehr das Leben durch dieses Übelwollen erschwert und schmerzhaft gemacht wird. Immer wieder führt diese Erwartungen zu großen Enttäuschungen. Diese Menschen geraten in die Opferfalle. Sie ziehen sich zurück und fühlen sich als Opfer vom schlechten Verhalten anderer. Sie werden dann vielleicht immer trauriger und geraten so sogar in eine Depression.

Ein selbstbestimmtes Leben

Fast jeder hält an der Vorstellung fest, dass die Dinge so ablaufen sollten, wie er es möchte. In der Erwartung machen wir uns die Welt so, wie wir sie gern hätte. Wir versuchen, daß sich die Menschen für uns ändern und so sind, wir wir das wollen. Jedoch ist die Welt nun mal wie sie ist. Sie richtet sich nicht nach unseren Erwartung. Menschen tun Dinge, weil sie es tun wollen und nicht, weil es jemand erwartet. Und Menschen verändern sich, wenn sie es wollen und nicht für andere. Was ist in diesem Fall der Schlüssel, um nicht durch solche Dinge verletzt zu werden? 

Erwartungen tun uns also nicht gut, weil sie uns krank machen können. Und Forderungen haben in einer guten Beziehung nichts zu suchen. All das zeugt nicht von Augenhöhe zu anderen Menschen und macht das Zusammenleben sehr anstrengend. Jeder von uns kommt irgendwann an den Punkt, die Erwartungen, die wir seit der Kindheit und Jugend an unser Mitmenschen knüpfen, als Illusionen fallen zu lassen. Versuchen Sie also herauszufinden, wo Ihre Erwartungen herkommen. Was haben Sie mal gelernt und was ist davon wirklich wirklich wahr?

ErwartungenDurch Erwartungen entsteht ein Gefühl von Abhängigkeit. So hängen Sie ständig auf dem Anderen. Es wird unerträglich, wenn Vorstellungen und Erwartungen nicht erfüllt werden, weil der Partner selbst entscheidet und sein Leben lebt. Machen Sie sich Ihre Abhängigkeit bewußt. Leben Sie Ihr Leben? Und wenn es für Sie keinen Sinn mehr macht, sollten Sie vielleicht den anderen loslassen.

Echte Begegnung zweier Menschen kann nur stattfinden, wo keine Forderung, keine Erwartung, kein Zwang ist sondern echte Augenhöhe gelebt wird. Hören Sie auf zu erwarten, daß sich irgendjemand anderes sich für Sie ändert oder etwas tut, bloß weil Sie es erwarten. Das ist weder Ihre Angelegenheit, noch liegt es in Ihrer Macht. Sie kämpfen nur auf verlorenen Posten und Ihre Frustration steigt.

Erwarte nichts. Heute: das ist dein Leben.

Kurt Tucholsky

Tun Sie lieber etwas für sich. Finden Sie sich selbst und Ihre Wünsche und Träume. Gut funktioniert hierbei Meditation oder Achtsamkeitsübungen wie ein Spaziergang am Meer oder im Wald. Finden Sie zu sich selbst. Nehmen Sie sich selbst wichtig, lernen Sie wieder Selbstliebe. Wenn Sie nicht eine gesunde Beziehung zu sich selbst finden, sind Sie auch nicht in der Lage, sich offen auf den Partner einzulassen. Sie selbst gehen dann in der Beziehung verloren. Also nehmen Sie sich wieder wichtig und erfüllen Sie sich Ihre Wünsche selbst.

Reden hilft

„Nur sprechenden Menschen kann man helfen.“ Also gehen Sie dazu über aus Ihren Erwartungen Wünsche zu machen. Und wenn Sie sich etwas wirklich vom anderen wünschen, dann sagen Sie es ihm auch. Denn nur so kann ihr Gegenüber Sie verstehen.

Also äußern Sie Ihre Wünsche:

  • Ich wünsche mir…
  • Es wäre toll, wenn…
  • Ich würde mich freuen…
  • Könntest Du bitte…

So kommt es nicht mehr dazu falsche Hoffnungen oder überzogenen Erwartungen aufzubauen. Und der Partner, Kollege, Chef, Freund oder oder oder weiß genau, was Sie möchten. Jetzt kann ihr Gegenüber frei entscheiden, was er tun möchte. Es entsteht also Augenhöhe und eine Beziehung ohne Druck.

Wenn wir unsere Erwartungen verringern, werden wir Zufriedenheit erfahren.

Dalai Lama

Auf diesem Weg wird sich das Zusammenleben verändern, wesentlich erleichtern. Sie werden merken, sie bekommen Dinge geschenkt, Ihre Erwartungen werden nach und nach schrumpfen. Klar gibt es noch Enttäuschungen, aber Sie werden verstehen, warum Ihr Gegenüber es nicht tun kann. Wichtig ist, daß wir uns unserer Erwartungen bewußt sind. Schließlich kommen Sie so ins Gespräch.

Übung

Eine tolle Übung im partnerschaftlichen Kontext ist hierfür das Zwiegespräch:

  • Beide Partner vereinbaren gemeinsam einen Termin, den sie verpflichtend einhalten.
  • Die Zeit des Zwiegesprächs liegt nach vorheriger Vereinbarung zwischen 60-90 min.
  • Die Redezeit ist in etwa gleich verteilt. Schweigen gilt als Redezeit.
  • Wenn ein Partner spricht, darf der andere Partner nicht unterbrechen.
  • Jeder redet ausschließlich über sich und nicht über Andere.
  • Es werden mindestens 3 Gespräche vereinbart.
  • Keine muss direkt auf den Partner antworten.
  • Nur „Ich“-Sätze, keine „Du“-Sätze

Beispielanfänge:

  • In meiner Welt..
  • Ich wünsche mir..
  • In meiner Empfindung..
  • Ich fühle..
  • Es klang in meinen Ohren..
  • Ich spüre in mir..
  • Ich habe den Eindruck..

Es wird sich etwas bei Ihnen verändern. Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg damit. Gern können wir gemeinsam auch im 3-Stunden-Coaching daran arbeiten oder wir klären es per Telefon. Ich freue mich auf Sie!

Foto: gratisography-Airplane Passengers-90H