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Jeder hat gelegentlich Probleme und damit verbundene negative, sogar störende Gedanken und kennt Grübeln. Doch es wird zum Problem, wenn wir nicht mehr mit dem Grübeln aufhören können. Wir sind gefangen und schwer in der Lage, etwas anderes zu tun und vereinsamen nach und nach. Doch es gibt Wege in einen freien Kopf. 

Wenn Gedanken kreisen…

Gedanken spielen in unserem Leben eine sehr wichtige Rolle, weil sie uns dabei helfen, zu verstehen, wie wir fühlen und handeln. Normalerweise widmen wir uns unseren Sorgen, indem wir versuchen, Lösungen für unsere Probleme zu finden. Auf diese Weise erarbeiten wir uns neue Perspektiven, die uns beim Umgang mit dem helfen, was vor sich geht. Sie werden nur dann zu einem Problem, wenn wir sie nicht mehr loslassen können.

Zu viel zu denken, zu grübeln ist anstrengend. Zudem sind zwanghafte Gedanken schädlich für unseren gesamten Körper. Manche essen dann weniger, schlafen schlecht oder kaum, der normale Lebensrhythmus ist gestört. Zudem verschließen wir uns und es hat Auswirkungen auf unsere Beziehungen. Wir steigern uns immer weiter hinein bis unser Körper nicht mehr kann und krank wird.

Anstatt die Gedanken förderlich für uns sind, lähmen und blockieren sie uns. Sie lassen uns verängstigt, überwältigt davon werden und uns klein fühlen. Der Kreislauf beginnt: 

  • zu viel nachdenken, grübeln
  • zu wenig ins Tun kommen
  • sich deswegen schlecht zu fühlen 
  • scheinbar nichts dagegen unternehmen zu können
  • sich zurückziehen
  • zu viel nachdenken, grübeln…

Kopfkino macht krank und einsam

GrübelnGedanken, die den ganzen Tag störend, lärmend und lähmend durch den Kopf kreisen halten uns vom normalen glücklichen Leben ab. Sie sorgen dafür, dass wir uns nur noch mit dem Problem beschäftigen. Sie fangen uns. 

Kreisende, negative Gedanken zehren sowohl an unseren eigenen Energiereserven als auch an den Menschen in unserem Umfeld. Auch Personen, die zur seelischen Unterstützung eingeweiht werden, stehen hilflos daneben. Jeder Ratschlag prallt in der Situation ab oder wird auseinandergenommen. „Es ist eh alles hoffnungslos!“, „Die Katastrophe wird eintreten!“, Niemand kann mir helfen!“

Es geht soweit, dass wir auch bisher sehr geliebte Aktivitäten immer wieder verschieben. Der Weg ins Sportstudio oder zum Wellness fällt so schwer und wird immer wieder vertagt. Das Kaffeetrinken mit Freunden empfinden wir als anstrengend im Moment. Später. Morgen. Nächste Woche… Die Idee, dass wir das ja dann später tun können, führt dazu, dass wir es in dieser Situation letztendlich gar nichts mehr tut. Der komplette Rückzug beginnt und die Bestätigung: „Keiner ist für mich da!“

Nicht das, was vorher geschehen ist oder was jemand getan oder nicht getan hat, verursacht ein „schlechtes Gefühl“ in uns, sondern ausschließlich unsere eigene gedankliche Reaktion auf das Geschehen.

Robert Betz

Sich den Kopf zerbrechen bedeutet, dass wir Zweifel haben, was an sich nichts Schlechtes ist. Was jedoch sehr negativ ist, ist, aus den Zweifeln und der Untätigkeit eine Lebensweise zu machen. Wenn zwanghafte Gedanken ausschließlich unser Leben dominieren, gibt es Handlungsbedarf. Der natürliche Prozess der inneren Reflexion findet nicht mehr statt. Oftmals müssen wir aber erst am Boden liegen, um Hilfe wirklich annehmen zu können oder selbst mit letzter Kraft eine Lösung zu finden.

Doch was passiert, wenn wir uns immer wieder oder sogar tagelang problembehaftete Gedanken machen? Finden wir so eine Lösung? Anstatt uns Klarheit zu verschaffen, vernebeln das Kopfkino unser Urteilsvermögen und zieht uns weiter in eine Spirale negativer Gedanken.

Stopp dem Grübeln

Es gibt keinen ultimativen Tipp, der Ihnen sofort und jetzt hilft. Grübeln haben Sie lange trainiert also wird es auch eine Zeit brauchen, bis Sie da wieder raus kommen. Ich habe mal ein paar Möglichkeiten zusammengestellt, die Sie probieren können:

Hören Sie sich zu

Nehmen Sie ein Blatt und Stift und hören Sie mal ganz intensiv zu, was Ihr Kopf gerade so alles denkt. Schreiben Sie alle Ängste und Sorgen auf. Nehmen Sie sich Zeit, damit Sie alles hören. Sie werden merken, dass dieses reine zuhören und aufschreiben Sie bereits entspannt. Vielleicht merken Sie ja schon, dass der ein oder andere Gedanke nicht so ganz rational ist.

Die Wahrheit ist, dass es sich bei diesen Gedanken immer um alte unbewältigte Ängste, Sorgen, Traumata oder tiefe Verwundbarkeiten handelt. Sie können uns fangen und ganz für sich einnehmen. Sie lassen es nicht zu, dass wir uns auf etwas anderes konzentrieren. Ein Schritt ist es also, zu akzeptieren, dass Ängste dahinter stehen. Vielleicht können Sie ja eine Angst, die schon lange in Ihnen steckt und hinter dem Grübeln sitzt, jetzt benennen.

Wenn Sie Selbstvorwürfe hören, schreiben Sie diese extra auf. Später können Sie sich dann da ransetzen und versuchen, diese einmal für sich ins Positive zu formulieren. Plötzlich entdecken Sie bestimmt den ein oder anderen Gedanken, den Sie gern über sich hören möchten und glauben können.

Achtsamkeit üben

Das Zuhören ist ein Teil. Der andere Teil ist, sich selbst bewußt runterzuregulieren. Versuchen Sie durch Achtsamkeitsübungen aus dem Kopfkino auszusteigen. Schauen Sie, ob Meditieren, Progressive Muskelentspannung oder einfach nur mit einem guten Freund spazieren Ihnen für einen Moment Entlastung bringt.

Grübel – Stopp

Mein eigenes Grübeldilemma habe ich vor Jahren so überwunden: Besonders abends, wenn ich ins Bett ging oder nachts, wenn ich schweißgebadet um 3 oder 4 Uhr wach wurde, ging es in meinem Kopf los. Alles, was gerade schlecht lief wurde durchdacht und hielt mich vom Schlaf ab. Nach einigen Tagen war ich völlig kraftlos und keinen Schritt weiter.

Also habe ich entschieden, dass ich das nicht mehr möchte. Jedes Mal, wenn ich anfing zu grübeln, bin ich aus dem Bett ausgestiegen und durch die Wohnung gelaufen. Ich hab ein Glas Wasser getrunken oder bin bewußt (im Winter) auf den eiskalten Balkon gegangen. Danach habe ich wieder versucht zu schlafen. Ja, versucht, denn anfangs war ich wohl mehr in der Wohnung unterwegs als im Bett. Ich bin bestimmt bis zu 10 Mal wieder aufgestanden. Aber, so nach und nach hat es funktioniert. Heute gibt es bei mir kein Grübeln mehr im Schlafzimmer!!!

Grübel – Stuhl

Eine weiterer Tipp ist der Grübel-Stuhl. Wählen Sie ganz bewußt eine Ort in der Wohnung aus, wo Sie sich, vielleicht nicht ganz so bequem, hinsetzen und bewußt für 15 Minuten grübeln. Danach müssen Sie aufstehen. Stellen Sie sich also einen Wecker. Anfangs werden Sie sicherlich öfter da sitzen. Doch Sie werden schnell merken, dass Sie nach und nach vergessen, sich dort hinzusetzen.

Loslassen

Wenn es Menschen sind, die Sie zum Grübeln bringen. Versuchen Sie es mit loslassen. Hier habe ich es ausführlich beschrieben.

Ganz nebenbei…

Der Weg aus dem Dilemma heißt, dass Sie das Kopfkino bewußt anhalten wollen. Steigen Sie aus dem Karussell des Kopfkinos aus. Trauen Sie sich, diese Entscheidung für IHR Leben und für das Leben zu treffen. Seien Sie veränderungsbereit! Das klingt hochtrabend, aber genau so ist es. Wenn Sie nicht versuchen, wieder Verantwortung für Ihr Leben zu übernehmen, bleiben Sie in den krankmachenden Gedanken.

Entscheidungen treffen kann man lernen. Beginnen Sie heute mal laut vor sich hin bewußt sich für etwas zu entscheiden. Versuchen Sie zuerst ganz einfache Entscheidungen, beispielsweise „Heute nehmen ich mal das Körnerbrötchen!“.  Danach versuchen Sie es mit immer größer werdenden Entscheidungen. „Heute fahre ich mal nicht mit dem Auto sondern nehme den Bus!“ „Heute gehe ich mal 15 Minuten im Wald spazieren!“ Ich drücke Ihnen fest die Daumen!

Foto: gratisography.com/mini-house